Freitag, 9. Februar 2018

Alles eine Frage des Timings

Das Jahr hat gerade erst angefangen und schon bin ich völlig im Stress. Und ehrlich, zurückblickend ist das um Karneval immer so. Alle krank, irgendwas wichtiges kaputt, keine Kohle. Nun gut. Die Fenster sind geputzt und die Sonne scheint. Ich frage mich also, warum ich so gestresst bin, wo ich doch meine Elternzeit genießen und mich um nichts als um meine Kinder sorgen sollte. Was das Sorgen angeht, kann ich feststellen, dass es sich beim 2. Kind tatsächlich anders anfühlt. Ich habe nicht mehr Angst, sie fallen zu lassen oder mit ihrem kleinen Köpfchen gegen den Türrahmen zu donnern. Ich sehe sie auch nicht schreiend und frierend in der Wildnis rumliegen, während ich eine Doku mit wunderschöner Winterlandschaft schaue. Natürlich bin ich achtsam wie ein Schießhund, sollten die Mädchen komische Geräusche machen oder mal kurz husten, etwas müder sein als sonst oder ihren Rhythmus verändern. Dann streichle ich einfach liebevoll über ihre Köpfe und prüfe so unauffällig die Temperatur. Die Kinder nehmen, und das sollte wohl auch so sein, den größten Bereich in meinem Leben ein. Und auch, wenn mit denen alles tutti ist...es gibt immer ein Nächstes, was mich beschäftigt. Ich frage mich ernsthaft, wie ich das alles noch mit 35 Std oder Vollzeit damals mit Zweijähriger hinbekommen habe. Da brauchten wir ja nun mal auch was frisches zum Anziehen  und mein mit den Jahren größeres Bedürfnis nach Sauberkeit und Ordnung war auch schon da. Zum Leidwesen meines Mannes, möchte ich das alles nicht nur so gerade eben, sondern meistens auch perfekt managen.  Ich meine, du musst auf Zack sein als Mama. Außerdem vermisse ich meinen fachlichen Austausch mit Kollegen und so plane ich schon den nächsten Marte Meo Elternabend, mache neue Filme und bin bei mehreren Erziehungs und eben nicht Erziehungsseiten in sozialen Netzwerken unterwegs. Die eigenen Kinder sind dabei natürlich die wertvollsten Erkenntnisbringer. So kann ich jetzt nach guten 3 Monaten sagen, dass wir die erste "große Schwester möchte lieber wieder klein sein Kriese" vorerst hinter und gebracht haben. Hat uns ganz schön spontan überrannt, sag ich euch. Logisch ist es nicht einfach für Kinder, wenn sie vom neugeborenen Familienglück die Enthronung erfahren. Und es äußert sich bei allen anders und doch nie ohne Schmerz. Dazu schreibe ich vielleicht nochmal separat. Im Moment habe ich mich soviel damit beschäftigt, dass ich einen hohen Anspruch an einen Post zu dem Thema habe und gerade schreibe ich nur so runter, weil...weil ich gerade Zeit habe.
DENN ich mache Sachen nicht mehr, wann ich will, sondern wenn ich sie machen kann. Diese Form der Selbstbestimmungsbeschränkung hat mich jetzt beim 2.Kind voll umgehauen. Durch die Termine, die man als Mehrfachmama hat, die vorher eben noch nicht da waren, habe ich nicht mehr so viel zeit zur freien Verfügung. An manchen Tagen, geht außer dem Toilettenbesuch, nichts was ich zeitlich unverzüglich und selbstgewählt mache. Jetzt ist es an der Zeit, zu betonen, dass es Leute mit noch mehr Kindern gibt (Achtung ich habe NUR 2. Als ich NUR 1 hatte, habe ich mich beim Jammern auch schon immer dafür entschuldigt), die viel mehr zutun haben oder alles total entspannt sehen oder oder oder. Es ist eine Herausforderung. Und ich habe sie genauso gewollt! Ich liebe es, abends auf dem Sofa zu sitzen, meine Fingernägel aller Bauarbeiter zu betrachten und festzustellen wie krass der Tag war und was ich alles geschafft habe. Wenns gut läuft, mache ich 2 Std Gartenarbeit, koche eine frische Hühnersuppe und miste den Keller aus. Wenn nicht so gut läuft und das Herbstmädchen auch nicht so recht weiß, was sie tun soll, außer von mir rumgetragen zu werden, dann gibt es Maultaschen von Aldi und die Wäsche müffelt unten im Keller feucht in der Maschine rum. Das halte ich ein paar Tage im Monat aus. Ein fettes Danke an der Stelle an meine Kinder, die sich uns als ihre Eltern ausgesucht haben. Ihr seit so friedlich und zuckersüß!! Wie heißt es doch gleich: man schafft immer das, was man in der Lage ist zu schaffen. Ich dachte immer, ich sei sehr belastbar. Und ich stelle fest, dass es einen enormen Unterschied zu meiner Belastbarkeit auf der Arbeit und zuhause gibt. Und ich denke an Kinder, die in den Institutionen, wie Kita oder Schule funktionieren und dann zuhause oder im Moment, wenn sie Mama oder Papa zur Tür reinkommen, völlig ihre Haltung verlieren um ihrer miesen Emotion den freien Lauf lassen. Genauso fühle ich mich auch. Hier zuhause bin ich mir meiner Liebe und Wertschätzung so sicher, dass ich genervt und gestresst sein kann, wie ich will. Hat ja auch was schönes...manchmal...kurz. Denn wäre da nicht die mütterliche Fähigkeit der Eigenreflektion, dank derer ich mich zu 90 % emotional unter Kontrolle habe. Die Kinder sollen und müssen ihre Eltern authentisch erleben und lernen so (hoffentlich) zahlreiche Bewältigungsstrategien kennen, doch eine weinende und fluchende Mama verkraftet man sicher nicht täglich. Grundsätzlich habe ich natürlich viel Freude an meinem selbstgewählten Muttersein, an meinen Kindern ganz besonders und an allen Herausforderungen des Alltags! Ganz ehrlich wirklich! Denn, wenn nichts wäre, dann fände ich mich abends auch nicht  manchmal so krass. Und sich selber krass zu finden, das ist eine der Gefühle, die ich meinen Kindern von ganzem Herzen wünsche. In diesem Sinne, wechsle ich jetzt mal die Schüssel im Bad, die unter dem tropfenden Deckenschacht steht und ordne meine Unterlagen für den Widerspruch beim Finanzamt, während ich das Gemüse für das frische Asiacurry vorbereite, auf das ich mich so freue. Doch vorher schnappe ich meinen kleinen Schatz, der jetzt gerade durchs Babyfone quietscht. Alles eine Frage des Timing!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen